Manchestertum

Manchestertum
Man|ches|ter|tum 〈[mæ̣ntʃıs-] n.; -s; unz.〉 extrem liberale Richtung, die völlige Freiheit der Wirtschaft ohne staatliche Eingriffe anstrebt [nach der engl. Stadt Manchester]

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Manchestertum
 
['mæntʃɪstə-], Bezeichnung für den extremen wirtschaftlichen Liberalismus des frühen 19. Jahrhunderts Im Manchestertum wird das freie Spiel der wirtschaftlichen Kräfte ohne staatliche Eingriffe als Grundprinzip der außenwirtschaftlichen (Freihandelslehre) wie v. a. auch der binnenwirtschaftlichen Ordnung postuliert. Das englische Manchestertum vertrat darüber hinaus den Grundsatz der Freiheit der Meere, kämpfte gegen die herkömmliche ausbeuterische Kolonialherrschaft und warb für den Pazifismus als Grundlage wirtschaftlicher Wohlfahrt, weil anders keine weltweite Arbeitsteilung zu begründen sei. Die Bezeichnung Manchestertum ist abgeleitet von der Stadt Manchester, deren Handelskammer zusammen mit der von R. Cobden und J. Bright geleiteten Manchesterpartei 1838-46 erfolgreich gegen die Getreidezölle kämpfte und sich dabei auf die Anti-Corn-Law-League stützte. Während in Großbritannien die Gegenbewegung zum Manchestertum vom Chartismus, vom Konservatismus und vom politischen Liberalismus selbst ausging, wurde in Deutschland die Ausprägung des Liberalismus zum Manchestertum durch das aus der Tradition des Kameralismus herrührende wirtschaftliche Übergewicht des Staates, später auch durch die soziale Frage verhindert. - Im Allgemeinen nennt man Manchestertum - meist abwertend - die Lehre, die als treibende Kraft in Wirtschaft und Gesellschaft nur den Egoismus des Einzelnen kennt (Manchesterdoktrin).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Gewerbefreiheit statt Zunftzwang: Die Schranken fallen
 

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Man|ches|ter|tum ['mɛntʃɛstɐtu:m], das; -s [1Manchester war im 19. Jh. Zentrum dieser Richtung]: wirtschaftspolitischer Liberalismus mit der Forderung nach völliger Freiheit der Wirtschaft ohne jeden staatlichen Eingriff.

Universal-Lexikon. 2012.

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